Anlage eines Gemüsebeetes auf einem bisher ungenutzten Grünstreifen vor dem Haus. Ein sozialer Treffpunkt, eine „Agora“, im Freien als Fest-, Versammlungs- und „Marktplatz“, sowie zentraler Blickfang des gesamten Projekts „Obdach und Bohnen“,
Müllnergasse 6A, an der hinteren Seite des Servitenklosters
Das Haus JARO des Fachbereichs „Obdach und Wohnen“ der Caritas der Erzdiözese Wien beherbergt, betreut und versorgt erkrankte, teilweise schwer erkrankte, bzw. ausheilende obdachlose Männer und Frauen.
„Obdach und Bohnen“ ist - unter anderem - ein sozialtherapeutisches Projekt, das örtlich im Vorgartenbereich des Hauses JARO im Servitenkloster stattfindet.
Ausgangslage war die freiwillige Selbstisolation der BewohnerInnen
des Hauses ab März als hochgefährdete Personengruppe aufgrund ihrer Vulnerabilität.
Einige der Fragen, die sich den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dabei stellten,
wenn die BewohnerInnen während der Zeit der akuten Corona-Krise das Haus
Wochen, vielleicht sogar Monate nicht verlassen.
- Wie wirken sich diese Umstände auf den psychischen Zustand aus?
- auf die physische Gesundheit?
- auf den „sozialen Frieden“ im Haus?
- Wie werden die Menschen neue Beschäftigung finden
- und welche?
- Wie können Vereinsamung, kognitive Unterforderung,
soziale Überforderung, „Lagerkoller“ verhindert werden?
Eine Antwort:
Anlage eines Gemüsebeetes auf einem bisher ungenutzten Grünstreifen vor dem Haus. Ein sozialer Treffpunkt, eine „Agora“, im Freien als Fest-, Versammlungs- und „Marktplatz“, sowie zentraler Blickfang des gesamten Projekts „Obdach und Bohnen“, welches folgende Inhalte miteinander verknüpft:
Physische und Psychische Gesundheit, Soziales, Nachhaltigkeit, Umweltschutz, positive Image-Arbeit.
Unter dem Subtitel „Gemüse ziehen, Nutzen ziehen“, hat das Projekt folgende Ziele im Fokus:
KlientInnenpartizipation findet in Form von Mitgestaltung,
Mitsprache, Mitentscheidung am Projekt nicht nur statt, sondern vermittelt auch Wertschätzung gegenüber den BewohnerInnen.
Gießen, hegen, pflegen, jäten, ernten, essen ist nicht allein KlientInnenbeschäftigung, sondern vermittelt auch den unmittelbaren Bezug zu natürlichen, gesunden und regionalen Lebensmitteln, der vielen HausbewohnerInnen durch die persönlichen Lebensumstände fehlt.
Psychische Stabilisierung wird durch die Mitarbeit, das Übernehmen von Verantwortlichkeiten, die Freude am Gedeihen, Wachsen, Blühen, der Natur
und dem Leben, den „Stolz“ auf selbst Produziertes erreicht.
Trotz geschlossener Geschäfte im Corona-Lockdown brauchte es die nötigen Utensilien, um das Beet anzulegen. Bio-Gärtnereien spendeten Jungpflanzen, die MA 48 die Erde, die Pfarrgemeinde stellte die Gartengeräte zur Verfügung.
Der Garten ist auch Gast-Garten. Ein Ab Hof „Verkauf“ des geernteten Gemüses gegen Spenden ermöglicht nicht nur niederschwelligen Kontakt zum Haus,
sondern auch willkommene Einnahmemöglichkeiten und Vermittlung eines positiven Bildes der Einrichtung nach außen.
Die gesamte Beetfläche ist ausschließlich mit gebrauchten, wiederverwerteteten, „redesignten“ Materialien und Utensilien angelegt. Als solche ist sie auch für
die BewohnerInnen anschauliches Beispiel für umweltbewusstes, ressourcenschonendes, nachhaltiges und dennoch ästhetisches Gestalten.